tis tenslotte een trekvogel!
Quellen:
www.birdskorea.org/poultr...
www.birdlife.org/action/s...
www.drmartinwilliams.com/...
www.drmartinwilliams.com/...
c,view/id,271/...
www.drmartinwilliams.com/...
c,view/id,209/...
Die Ursachenforschung zur Ausbreitung der Geflügelpest in Deutschland
ist in eine Sackgasse geraten. Als möglicher Faktor werden derzeit Zug-
und Wildvögel in den Vordergrund gestellt. Für diesen Übertragungsweg
gibt es bislang aber weltweit keinerlei Belege, von der örtlichen
Ausbreitung (über einige Kilometer) abgesehen. Hauptübertragungsweg der
letzten Monate dürfte neben dem Handel mit Geflügel global die
Verwendung von Geflügelkot als Dünger in Fischereibetrieben und ggf. auch in der Landwirtschaft sein. Eine weitere Rolle mögen Schlachthausabfälle und sonstige Abfallprodukte der Massengeflügelhaltung spielen. Es ist offenkundig, dass in Deutschland in Unkenntnis dessen derzeit zum Teil verkehrte Maßnahmen ergriffen werden.
Dieses möchte ich nachfolgend erläutern:
Ich bin vor einer Woche aus Ostasien zurückgekehrt, wo ich mich bei den
dortigen Ornithologen intensiv über das Auftreten der Geflügelpest
informieren konnte. Es wurden die einzelnen Fälle des Auftretens in den
letzten Monaten und Fahren analysiert, mit dem Ergebnis, dass Wildvögel als Vektor über größere Entfernung äußerst unwahrscheinlich sind. Die
Zugwege oder Flugrouten von Wildvögeln korrelieren nicht mit den
Ausbreitungswegen der Seuche. Weder innerhalb Asiens, noch von Asien
nach Europa gibt es Zugrouten zwischen den betroffenen Gebieten.
Lediglich ein einziger Fall des möglichen Transportes des Virus durch
Wildvögel von China in die Süd-Mongolei (einige 100km) wird von den
asiatischen Ornithologen erwähnt. Dort blieb der Ausbruch örtlich
beschränkt,und der Erreger verschwand innerhalb von Wochen-ganz im
Einklang mit sonstigen "normalen" Krankheitsgeschehen in freilebenden
Tierpopulationen mit natürlicher Selektion. Es gab keine Übertragung auf
Hausgeflügel.
Wildvögel sind nicht die Vektoren,sondern hingegen die Opfer
menschlichen Handelns,wie die zum Teil spektakulären Ausbrüche belegen
(z.B.der Tod von Tausenden Streifengänsen innerhalb kurzer Zeit in
Qingghai/China im Mai 2005). Es ist zudem nicht wahrscheinlich,daß ein
infizierter Vogel noch weite Strecken fliegen kann;die meisten Vögel
sterben an Ort und Stelle. Auffällig ist ferner, dass in Ländern mit
strikten Einfuhrkontrollen keine Geflügelpest auftritt obschon 100.000e
von Zugvögeln auch aus Seuchengebieten dorthin ziehen, z.B. Japan, Südkorea, Malaysia oder Australien. In Südkorea allein überwintern über eine Million Wasservögel aus China und Sibirien.
Der Verlauf der Seuchenausbreitung in den letzten Monaten lässt sich
hingegen gut mit den beiden mutmaßlichen Hauptübertragungswegen
erklären: Zum einen mit dem Handel mit Geflügel und Wildvögeln. Hierbei
ist auch an Personen zu denken, die das Virus (z.B.an Kleidung oder
Ausrüstung) von einer Tierhaltung zur nächsten transportieren. Noch
immer findet illegaler Handel mit Hühnern aus China statt (Aufgriffe in
Italien im Oktober 2005 und in Großbritannien, Ausbruch in Nigeria). Auch mit gehandelten Wildvögeln gelangt das Virus nach Europa. Zum anderen aber ist es der Handel mit Geflügelprodukten. Hierzu zählt insbesondere Geflügelkot zur Düngung in der Fischereiwirtschaft, aber auch in der Landwirtschaft. Zur Düngung werden auch Abfälle aus Schlachthäusern verwandt. Schlimmer noch: Nach aktuellen Informationen werden Schlachthausabfälle und sonstige organische Abfälle der
Massengeflügelhaltung (einschließlich Kadaver) zu Futtermitteln
verarbeitet- wiederum auch für Geflügel. Offenbar entsorgt sich die
Geflügelindustrie ihrer Abfälle durch den Verkauf derselben. Parallelen
zum BSE-Skandal sind auffällig. Das Virus ist wochenlang im Kot und
anderem organischen Material überlebensfähig (Aussage FAO,zit.,unter
günstigen Bedingungen 30-35 Tage).
Schon seit längerem ist bekannt, dass die riesigen Massentierhaltungen in China ihr Fäkalien-Entsorgungsproblem dadurch lösen, indem sie den Kot als Dünger verkaufen. Die FAO hat dieses massiv unterstützt und die
Verwendung in Fischteichen zur Steigerung der Erträge propagiert. Dieses
ist der Verbreitungsweg, auf den in den letzten Monaten vermutlich die
Mehrzahl der neuen Pestausbrüche zurückzuführen sind. Dem schon
erwähnten Massentod der Streifengänse in Qinghai ist vorausgegangen, dass mit Unterstützung der FAO Fischteiche angelegt worden sind, die intensiv mit Geflügelkot gedüngt wurden. Wie schon erwähnt sind Länder mit strikten Einfuhrkontrollen von der Geflügelpest verschont geblieben.
Länder mit schlechten Einfuhrkontrollen sind jedoch von vielen
Krankheitsausbrüchen betroffen. Handel mit Geflügelkot findet auch aus
Asien heraus und offensichtlich bis nach Europa hinein statt. So findet
sich im Internet die Aussage über intensive Importe von Dünger aus
Geflügelprodukten aus China zur Verwendung in Fischteichen in Serbien.
Nebenbei bemerkt gibt es auch in der Türkei industrielle
Hühnerhaltung,die ihre Abfälle als Dünger entsorgt.
Mit diesem Wissen aus Asien zurück gekommen, fällt mir die in Deutschland erzeugte öffentliche Panik vor Wildvögeln besonders auf. Auch dienstlich werde ich hiermit konfrontiert. Die ersten Anträge zur Beseitigung von Mehlschwalbennester wurden gestellt, ein Projekt zur Aufnahme verletzter Wildvögel wurde von den Veterinären geschlossen, und Anrufer fragen nach der Gefährlichkeit des Aufenthalts im Freien. Es vergeht derzeit kein Fernsehabend,in dem nicht sogenannte "Vogelgrippe-Experten" die Ausbreitung der Seuche durch Zugvögel in den Vordergrund stellen, und auch Herr Minister Seehofer weist im Fernsehen düster auf die kommenden Zugvögel hin (in"Christiansen",26.2.06).
Es ist erstaunlich, dass selbst das wissenschaftlich in
Deutschland "zuständige" Friedrich-Löffler-Institut Wildvögel für einen
möglichen Überträger hält (Pressemitteilung vom 20.1.06).Es wird aber
nirgendwo darüber Auskunft gegeben, welche Vögel denn den Erreger von A
nach B transportiert haben können. Weder für Rügen noch für den Bodensee
liegen hierzu Aussagen vor.
Da ist zu fragen, was in Deutschland denn für die Krankheitsausbrüche
verantwortlich ist. In Hongkong witzelt man über den Zufall, dass der
räumlich völlig isolierte Ausbruch auf Rügen nur wenige Kilometer neben
den Laboren des Friedrich-Löffler-Institut stattgefunden hat. Wurde dort
mit dem Erreger gearbeitet und haben sich alle mit dem Erreger
umgehenden Mitarbeiter ausreichend dekontaminiert, bevor sie das
Institutsgelände verlassen haben? Für wesentlich wahrscheinlicher halte
ich aber den Weg über Dünger. Hierauf weisen die hauptsächlich
betroffenen Wasservögel hin. Ich habe nirgends gelesen oder gehört, dass
Kontrollen der ausgebrachten Dünger vorgenommen wurden und dieser
Infektionsweg ausgeschlossen werden kann. Hier müsste intensiv gefahndet
werden, denn wenn Geschäfte zu machen sind, sind auch Falschdeklarationen nicht auszuschließen (siehe "Gammelfleisch“- und BSE-Skandal, illegaler Handel mit geschützten Tier-und Pflanzenarten).
Bemerkenswert finde ich ferner, dass Höckerschwäne als sehr häufige Opfer unter den Wildvögeln genannt werden, auch bei den früheren Ausbrüchen in Ost- und Südeuropa. Diese sind sicherlich auffällig und werden daher leichter gefunden als andere Vögel. Wahrscheinlich scheint mir aber auch, dass sie nahrungsökologisch besonders gefährdet sind. In
Fischteichen kommen Schwäne aufgrund ihres langen Halses und der
leichteren Erreichbarkeit des Sedimentes möglicherweise noch intensiver
mit den eingebrachten Erregern in Kontakt als andere Wasservögel.
Daneben suchen Höckerschwäne auch auf Feldern Nahrung (Stoppelfelder, Rapsfelder usw.), wo sie ebenfalls dem Erreger (durch Dünger eingebracht) ausgesetzt sein können.
Nebenbei bemerkt sind Hausgeflügelhaltungen ebenfalls Opfer der
Geflügelpest und damit der Geflügelindustrie: Direkt (potenziell) durch
den Handel mit kontaminiertem Tierfutter, und indirekt durch die
behördlichen Maßnahmen gegen die vermeintliche Einschleppung der Seuche
durch Wildvögel (Einstallungspflicht).
Ich möchte daher eindringlich bitten, das - zugegebenermaßen sehr
Bequeme - Märchen von den Wildvögeln als Vektor für die Geflügelpest nicht weiter zu propagieren. Es führt zu panischem Verhalten in der
Bevölkerung, und es hindert vor allem daran, die tatsächlichen Verursacher zu suchen und die weitere Ausbreitung der Seuche zu unterbinden. Auch gehen zwangsläufig viele "Schutzmaßnahmen" ins Leere, statt dessen werden die Falschen betroffen (Naturbesucher, Kleintierhalter).
Hingegen sollte bei jedem neuen Ausbruch der Seuche bei Wildvögeln die
Frage im Mittelpunkt stehen, wie das Virus in die Landschaft (und damit
die Nahrungskette) eingebracht wurde. Welche Geflügelprodukte sind
verwendet worden? Wo stammen diese her? Ist irgendwo Geflügelkot aus
Befallsgebieten untergemischt worden? Sind alle Düngerlieferungen
richtig deklariert worden? Im Grunde genommen könnte bei jedem neuen
Ausbruch in Deutschland sofort eine Strafanzeige gegen Unbekannt
gestellt werden.
PD Dr. Reinhard Heerkloss
University of Rostock
Institute of Biosciences/ Aquatic Ecology
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